Geschichte der Haller Partisaner Garde
- 1326 - Erste Erwähnung einer Sakramentsbegleitung in Hall
- 1435 - Unserer Lieben Frau Bruderschaft
- 1501 - älteste Darstellung einer Sakramentsbegleitung in Hall in Tirol
- 1578 - Die Stifterin der Spanischen Hoftracht für die Partisaner Garde
- 1609 - Die Fronleichnamsbruderschaft
- 1685/1690 - älteste Darstellung eines „Partisaners“ in Hall
- 1782 - Aufhebung unter Kaiser Josef II
- 1809 - Die bayrisch-französische Besetzung Tirols
- 1895/1898 - Niedergang und Neugründung
- 1901 - Erstes Foto der Partisaner Garde
- 1928 - Die Zwischenkriegszeit
- 1946 - Wiederauferstehung nach dem Verbot im Dritten Reich
- 1988 - Besuch von Papst Johannes Paul II in Tirol
- 2006 - Besuch bei der Schweizer Garde in Rom
- 2010 - Beginn einer Freundschaft – Arco
- 2013 - 450-Jahr Feier der Prima Primaria – der ersten Marianischen Kongregation
- 2013 - Immaterielles Kulturerbe der UNESCO Österreich
- 2017 - Weihe von Bischof Hermann
- 2019 - Besuch bei den Eucharistischen Ehrengarden in Essen
1326 - Erste Erwähnung einer Sakramentsbegleitung in Hall
„Bruder Stefan, Bischof von Verissa verleiht auf Bitten des Laurenzius von Hall allen Gläubigen, die die Nikolauskirche in Hall an den Festtagen …, Fronleichnam, … besuchen, einen 40-tägigen Ablass. Ein solcher wird auch allen zuteil, die … das Allerheiligste bei Versehgängen begleiten, …“ (Urkunde Nr. 5 von 1326 im Haller Pfarrarchiv mit Siegel von Bischof Stefan).
Das Fronleichnamsfest wurde im Jahre 1264 von Papst Urban IV in der Bulle „Transiturus de hoc mundo“ als Fest der katholischen Kirche eingeführt. Somit sind eine Sakramentsbegleitung des Allerheiligsten sowie das Fronleichnamsfest im Besonderen in Hall bereits kurz nach der Stadtgründung 1303 nachweisbar.
Foto: gotische Wandmalerei in der Pfarrkirche St. Nikolaus Hall (Bild Ludwig Spötl)
1435 - Unserer Lieben Frau Bruderschaft
Seit 1435 begleitet die „Unserer Lieben Frau Bruderschaft“ in Hall in Tirol den Priester bei Versehgängen. 1440 stiftet die Bruderschaft den Palmesel der Pfarrkirche St. Nikolaus, welcher heute noch zu Palmsonntag durch die Gassen Halls gezogen wird.
Foto: Haller Palmesel (Bild: Ludwig Spötl)
1501 - älteste Darstellung einer Sakramentsbegleitung in Hall in Tirol
Am 9. Mai des Jahres 1501 wurde die Reliquiensammlung von Ritter Florian Waldauf von Waldenstein unter Teilnahme von 30.000 Andächtigen nach Hall in die St. Nikolauskirche übertragen und der Haller Heiltumsstuhl begründet. Am Bild wird der Prozessionszug von einer Gruppe von Hellebarden-Trägern angeführt. Gut erkennbar der Münzerturm mit dem Münzertor, der gotische Turm der Pfarrkirche und das Haller Stadtwappen, welches genau genommen erst 3 Monate später am 22. August 1501 mit den beiden Löwen gebessert wurde.
Bild: Holzschnitt von Hans Burgkmair d. Ä. von 1508 aus dem Haller Heiltumbuch der Waldaufstiftung
1578 - Die Stifterin der Spanischen Hoftracht für die Partisaner Garde
Erzherzogin Magdalena von Österreich, eine Tochter von Kaiser Ferdinand I. und Schwester des Tiroler Landesfürsten Erzherzog Ferdinand II., war sehr bemüht, die katholische Kirche in Hall wieder zu festigen. Sie gründete das königliche Damenstift, berief den Jesuitenorden nach Hall und rief schließlich 1578 die Marianische Kongregation ins Leben. Sie bestimmte, dass am Feste Mariä Verkündigung eine Prozession stattfinden solle und dass das Allerheiligste von einer aus Bürgern gebildeten Ehrenwache in Spanischer Tracht mit Hellebarden begleitet werde.
Bild: „Das Leben Der Durchleuchtigsten Königin Magdalena Erzherzogein zu Össterreich u. des Königlichen Stiffts zu Hall im Innthall Stifterin.“ von Thomas Gualterutius, gedruckt zu Ynßprugg bey Daniel Paur 1625, mit Erlaubnis von Dr. Paul Torggler
1609 - Die Fronleichnamsbruderschaft
Im Jahre 1609 hatte sich in der Haller Salvatorkirche zur größeren Verehrung des Allerheiligsten Sakramentes eine Fronleichnamsbruderschaft gebildet. Sie gestaltete unter anderem das Fronleichnamsfest und sorgte für die Begleitung des Allerheiligsten auf den Prozessionen und Versehgängen. Die Mitglieder der Bruderschaft mussten das Haller Bürgerrecht besitzen und durften nicht „zu den Fahnen gehören“. Dieser Bruderschaft wurde schließlich die Partisaner Garde einverleibt.
Foto: Salvatorkirche (Bild: Ludwig Spötl)
1685/1690 - älteste Darstellung eines „Partisaners“ in Hall
In einer historischen Ansicht des östlichen Teiles der Stadt Hall mit Damenstift und Jesuitenkolleg steht eine Staffagefigur in schwarzer Tracht, großem Hut und einer Stangenwaffe vor dem Eingang des Haller Damenstiftes. Wen diese Figur tatsächlich darstellt, ist nicht überliefert.
Die Entstehungszeit der Ansicht lässt sich eingrenzen: 1685 wurde der Turm der Jesuitenkirche mit barocker Zwiebelhaube errichtet und 1690/91 wurde die Fassade der Stiftskirche mit vier Pilastern umgestaltet.
1782 - Aufhebung unter Kaiser Josef II
Im ausgehenden 18. Jahrhundert wurden im Geiste der Aufklärung unter Kaiser Josef II. tiefgreifende Reformen verordnet (= Josefinismus). 1782 wurden auch alle religiösen Laienvereinigungen, wie eben die Fronleichnamsbruderschaft mit der Partisaner Garde aufgelöst. Nach dem Tod des Kaisers im Jahre 1790 wurden viele seiner Verordnungen wieder rückgängig gemacht, und die Partisaner Garde kam bald wieder zu frührer Größe zurück.
1809 - Die bayrisch-französische Besetzung Tirols
Noch im Jahre 1805 wurden für die beiden Offiziere zwei prunkvolle Partisanen mit vergoldeten Klingen angeschafft. Als die Erhebung Tirols unter der Führung von Andreas Hofer im Jahre 1809 ihr schmerzliches Ende gefunden hatte, mussten auch die schönen Partisanen der Garde mit allen anderen Waffen abgeliefert werden. Schon im Jahre 1812 jedoch wurden auf ein Majestätsgesuch hin die Partisanen vom König von Bayern, der sie offenbar nicht sonderlich fürchtete, wieder freigegeben und aus dem Münchner Zeughaus nach Hall zurückgestellt.
1895/1898 - Niedergang und Neugründung
Am Ende des 19. Jahrhunderts bewog die gerade in den gehobenen Kreisen sich ausbreitende Geisteshaltung des Liberalismus allmählich die Bürger und angesehenen Persönlichkeiten der Stadt, sich vom Ehrendienste der Sakramentswache zurückzuziehen. Da mit der Zeit nicht nur die Kleider schadhaft wurden, sondern auch einzelne Gardisten nicht gerade den besten Ruf genossen, wurde von der christlich soziale Partei und der Marianischen Kongregation der Herren und Bürger zu Hall und Umgebung um 1885 / 1890 eine Restrukturierung in Angriff genommen.
Das Fahnenband der Standarte der Garde erinnert an deren Weihe im Jahre 1895 mit der Fahnenpatin Anna Fuchs, geb. von Weinhart. „Dank dem unermüdlichen Sammeleifers des Präses der Marianischen Kongregation P. Georg Klieber OFM und der Opferwilligkeit der Bewohner von Hall“ konnte die Partisaner Garde am 28. März 1898 bei der Prozession zum Hauptfest der Marianischen Kongregation, dem Feste Mariä Verkündigung, in ihrer neuen Tracht ausrücken. Der Haller Kunstmaler und Mitglied der MK Franz Xaver Fuchs entwarf im Anklang an die überlieferten Formen die noch heute getragene Spanische Tracht. (Quelle: „Andreas Hofer“ – Wochenblatt für das Tyroler Volk vom 31. März 1898)
1901 - Erstes Foto der Partisaner Garde
Am 7. Juli 1901 fand eine Festprozession anlässlich der 400-Jahrfeier der Waldauf’schen Stiftung statt. Es dürfte das älteste erhaltene Foto der erst drei Jahre zuvor neu eingekleideten Partisaner Garde sein. Die abgebildete Standarte und die Trachten sind bis heute in Gebrauch.
Bild: „Fest-Album zur Erinnerung an die vierte Jahrhundertfeier der Übertragung der hl. Reliquien aus Rattenberg in die heilige Kapelle U.L. Frau zu Hall i.T.“ Herausgegeben von Josef Engel, erster von Fieger’scher Beneficiat, 1901, Druck und Verlag der „Tyrolia“ in Bozen
1928 - Die Zwischenkriegszeit
Die Kongregation der Herren und Bürger von Hall beschloss bei der Konsultsitzung vom 28. Mai 1928, die Partisaner Garde als eigene Sektion in den Verband der Kongregation einzugliedern, um zu verhindern, dass „die ganze Institution neuerdings dem Verfall entgegengehen könnte“
1946 - Wiederauferstehung nach dem Verbot im Dritten Reich
1938 erfolgte der Anschluss Österreichs an das Dritte Reich. Das NS-Regime erschwerte die kirchliche Arbeit mit zahlreichen Einschränkungen. So wurden alle religiösen Vereinigungen aufgelöst, die Haller Klosterschulen den Orden entzogen und diese selbst vertrieben. 1939 durfte die Fronleichnamsprozession gerade noch einen kurzen Verlauf durch den Langen Graben, die Salvatorgasse und Ritter-Waldauf-Straße zurück zur Pfarrkirche nehmen. Später wurde auch dies verboten.
In dieser finsteren Zeit der Unterdrückung war Kooperator Josef Lambichler Präses der Marianischen Kongregation und der Partisaner Garde. Die letzte Wahl des Konsultes (= Vorstandes) fand 1942 im Untergrund statt. Wegen der Verfolgung durch die GESTAPO war auch dies nicht mehr möglich.
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges und der Befreiung vom Joch des Nationalsozialismus hat die Marianische Kongregation der Männer mit ihrer Sektion der Partisaner Garde am 15. August 1945 ihre öffentliche Tätigkeit wieder aufgenommen.
Seither begleitet die Partisaner Garde ohne Unterbrechung das Allerheiligste bei den Prozessionen durch die Stadt Hall.
Bild: Kooperator Josef Lambichler. Lambichler-Archiv der Männer-MK
1988 - Besuch von Papst Johannes Paul II in Tirol
Einen Höhepunkt in der langen Geschichte der Partisaner Garde stellte der Besuch von Papst Johannes Paul II in Tirol am 27. Juni 1988 dar. Gemeinsam mit den Partisanerbünden von Thaur und Volders konnte sie an der Hl. Messe im Bergisel Stadion teilnehmen. Je zwei Offiziere der Garden eskortierten den Heiligen Vater bei seinem Einzug. Nach der Messe fuhr der Papst im Papamobil durch das Spalier der Partisaner.
2006 - Besuch bei der Schweizer Garde in Rom
Ein mehrtägiger Festreigen (3. – 7. Mai 2006) bildete den Höhepunkt des 500-Jahr-Jubiläums der päpstlichen Schweizer Garde in Rom. 14 Gardisten konnten in Tracht an der farbenprächtigen Vereidigung der neuen Rekruten der Schweizer Garde am Petersplatz teilnehmen.
2010 - Beginn einer Freundschaft – Arco
Teilnahme der Partisaner Garde beim 10-Jahrjubiläum der Schützenkompanie von Arco am Gardasee. Seither regelmäßiger Besuch bei den Freunden im südlichen Tirol und Teilnahme an der Fronleichnamsprozession in Arco.
Foto: Giuliana Baldessari. Fronleichnam in Arco 2012
2013 - 450-Jahr Feier der Prima Primaria – der ersten Marianischen Kongregation
Am 19. Oktober 2013 nahm die Partisaner Garde an der 450- Jahr Feier in München teil. Nach einer Andacht am Marienplatz vor dem Münchner Rathaus wurde ein Pontifikalamt mit Reinhard Kardinal Marx, Bischof von München-Freising, in der Michaelskirche gefeiert.
Foto: Ludwig Spötl
2013 - Immaterielles Kulturerbe der UNESCO Österreich
Im Jahre 2013 wurden alle vier noch bestehenden Tiroler Sakramentsgarden in das nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der Österreichischen Kommission der UNESCO aufgenommen. Die feierliche Überreichung der Urkunde erfolgte am 14. November 2013 in Innsbruck. Diese hohe Auszeichnung ist nicht nur eine besondere Ehre, sondern vor allem ein Auftrag, die Tradition der Sakramentsbegleitung in die Zukunft zu tragen.
Foto: Ludwig Spötl
2017 - Weihe von Bischof Hermann
Am 2. Dezember 2017 nahm die Partisaner Garde an der großen Feier zur Weihe von Bischof Hermann Glettler, dem neuen Diözesanbischof von Innsbruck, in der Olympiahalle in Innsbruck teil. Beim großen landesüblichen Empfang am Domplatz am Abend und bei der anschließenden Vesper im Dom rückte die Fahnenabordnung aus. Als Einstandsgeschenk für den neuen Bischof überreichte die Partisaner Garde die neue Haller Neujahrsentschuldigungskarte, deren Patenschaft für den Bischof die Mitglieder der Garde übernommen hatten.
2019 - Besuch bei den Eucharistischen Ehrengarden in Essen
Gemeinsam mit einer Fahnenabordnung des Partisanerbundes Volders nahm die Haller Partisaner Garde am Diözesanverbandstag der Eucharistischen Ehrengarden am 22. 9. 2019 im Bistum Essen teil. Die Tiroler Sakramentsgarden wurden von Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck und dem Diözesanverbands-Oberst Bernd Fortmann herzlichen willkommen geheißen.
Bild: Claudia Spötl